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Unser Coworker Dimitri packt aus: “Wo ich arbeite”

By 10. September 2012Oktober 22nd, 2018Coworking

Er macht es richtig

[Der folgende Text stammt von Dimitri Taits, einem unserer Coworker. Er ist bei uns im August mit einem Tagesticket gestartet und hat sich zum September das Upgrade zum festen Coworker gegönnt. Wir bringen den Beitrag von seinem Blog think wine! unbearbeitet und in voller Länge.]

An meiner Arbeit liebe ich die Abwechslung. Zum Beispiel die Abwechslung am Arbeitsplatz. Aber noch mehr die Abwechslung des Arbeitsplatzes. Nicht den ständigen Wechsel von Arbeit- und Auftragsgebern. Sondern den Ortswechsel. Die Möglichkeit zu haben von ganz unterschiedlichen Tischen aus zu arbeiten. Aus dem Büro, der Hochschulbibliothek, dem Zuhause. Und seit kurzem aus dem neu geschaffenen Coworkingspace in Wiesbaden.

Das tägliche Pendeln zur Arbeit ist die größte Verschwendungen von Arbeitsressourcen und vermutlich der größte Klimakiller. Unzählige Kilometer und Lebensstunden werden täglich allein dafür aufgewendet ins Büro und zurück nach hause zu kommen. Glücklich im Gewerbegebiet angekommen, kommuniziert man dann mit dem Kollegen aus dem Nachbarzimmer bevorzugt per Email oder Telefon. In großen, gefächerten Metropolen dieser Welt kann das Pendeln pro Woche 30 Stunden Lebenszeit und mehr fordern. In Moskau braucht man je nach Verkehrslage je vier Stunden zur Arbeit und Zurück. Acht Stunden täglich, die einem nicht gehören. Die nicht als Arbeitszeit gelten. Die kein Arbeitgeber bezahlt. Im Russischen gibt es im Ürigen kein eigenes Wort für «Pendeln». Man bedient sich des englischen «Commute». Wer es kennt.

Pendler lieben den Blick in die Ferne
Sollte man also Büros abschaffen und alle fröhlich aus der Cloud arbeiten lassen? Schwer. Unmöglich. Unnötig. Ich möchte nicht auf meine festen Bürotage verzichten. Ein Blick in die Augen des Gegenübers, lebendig, ohne technische Filter ist nicht zu ersetzen. Auch Meetings, die ich im übrigen für die zweitgrößte Arbeitszeitverschwendung nach dem Pendeln halte, sind manchmal sinnvoll. Aber nur die kleinen. Mit maximal 4-5 Teilnehmern. Die großen Besprechungen sind ohne jeden Sinn. Nichts wird beschlossen, nichts kreatives entsteht. Niemand hört dem anderen wirklich zu. Jeder sitzt, wartet, überlegt, was er gleich sagen wird, wenn er an der Reihe ist. Telefonkonferenzen sind besser. Die Gespräche sind funktionell, prägnant und zielorientiert. Im Normalfall lassen sich alle Fragestellungen in kürzester Zeit abarbeiten.

Eine Woche pro Monat Präsenz im Büro ist für meine Aufgaben optimal. Alle notwendigen persönlichen Treffen und Gespräche lassen sich so gezielt abarbeiten. Gebündelt und konzentriert. In der übrigen Zeit sollte es jedem, dessen Jobbeschreibung es zulässt, selbst überlassen sein, den Arbeitsort zu wählen.

Ich liebe mein Büro

Wo kann man noch gut arbeiten

Bibliotheken sind wunderbare Orte. Es ist ruhig, oft leer. Meist gibt es einen kostenlosen Internetzugang. Die Mensa ist in Reichweite. Zum Bloggen gehe ich fast immer in die Bib.

Die Hochschulbibliothek hält alle Bücher bereit, die mir beim redigieren und schreiben von Blogbeiträgen helfen.

Der klassische Arbeitsplatz eines Freelancers ist das Cafè. Wenn ich Menschengewirr um mich haben möchte und den Arbeitsplatz auch zum Essen nicht verlassen kann, arbeite ich hier.
Das Café Westend hat eine vertretbar schnelle WLAN-Verbindung und vernünftigen Kaffee.

Am liebsten und am meisten arbeite ich zur Zeit jedoch aus dem heimathafen. Dass so ein Ort in Wiesbaden geschaffen wird, war mein gehegter Wunsch. Hier kann man zum vernünftigen Preis einen Schreibtisch für einen Tag, eine Woche oder einen Monat mieten. Ruhe, schnelles WLAN, Drucker, ein aufgeräumter Arbeitsplatz und gute Menschen sind inklusive. Die großen deutschen Städte – besonders Berlin – sind voll von solchen Orten. Der bekannteste ist das Betahaus. Wiesbaden hatte bis vor kurzem nichts vergleichbares anzubieten. Danke Jungs.

Seit ich dieses Modell lebe, hat sich mein kreativer Output schätzungsweise verdoppelt. Neue Orte bergen neue Impulse. Neue Impulse bergen Energien und Ideen.

Die Freiheit, den Arbeitsort den Anforderungen und der Tagesaufgabe anzupassen ist die größte Errungenschaft der postindustriellen Zeit. Postindustriell?! Sind wir denn da schon angekommen? Ein Beispiel? Bitteschön: Instagram ist mehr wert als die New York Times. Ein bisschen weniger als Ducati und viel-viel mehr als Kodak. Die traurige Ironie: Instagrams Bilder leben von der Nostalgie nach den Fotographien der Instamatic und anderer früherer Kameramodelle von Kodak.

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