Mit rund 70 Teilnehmern hatte der Donnerstalk vergangene Woche eine neue Dimension. Die Vorträge top, die Gäste zahlreich, die Gemeinschaft gut – was will man mehr? Dass der Donnerstalk als Networking Event und Plattform für Wissensaustausch derart angenommen wird, freut uns – und motiviert uns dazu, ihn auch in Zukunft anzubieten.
Schon im Voraus war klar, dass dieser Donnerstalk in mehrerer Hinsicht eine Premiere wird. Aufgrund der Anmeldezahlen mussten wir von unserem Konferenzraum umziehen in die Baustelle im Erdgeschoss – für die Gäste war der Abend damit eine Art SneakPeak auf das künftige heimathafen Café. Außerdem hatte sich für den Abend die ein oder andere Größe der hiesigen Kreativszene angekündigt – für uns als motiviertes aber unbedeutendes Startup eine willkommene Unterstützung.
Woran es jetzt liegt, dass der Donnerstalk aus allen Nähten platzte? Hm, zum einen tragt ihr die frohe Kunde offensichtlich recht gut weiter… Zum anderen schieben wir die Schuld auch unseren Speakern zu: Mit Peter Post (Scholz & Volkmer) und Sascha Eschmann (freier Berater) teilten zwei erfahrene Wiesbadener Kreative ihr Wissen mit uns.
Internet of Things
Den Auftakt machte Sascha Eschmann mit dem Thema „Internet of Things“. Zum Thema Internet zeigte er erstmal das Bild einer Gefängniszelle auf der Leinwand. Denn das Internet werde derzeit regelrecht eingesperrt – und zwar in unseren Bildschirmen und Browsern. Dabei ist und kann das Internet viel mehr als ein „farbiges Front-End am Browser“ oder unseren Smartphones.
Während das Internet heute vor allem aus der Interaktion zwischen Mensch & Computer besteht und davon abhängt, dass wir es per Computer oder Smartphone mit Daten versorgen, wird es in Zukunft immer mehr dazu kommen, dass auch Dinge mit dem Internet kommunizieren – und zwar völlig unabhängig vom Menschen. Seien es unsere Heizungsthermostate (nest), unsere Armbänder (Nike fuel) oder unsere Ampelanlagen – in Zukunft werden unsere Dinge online sein und sich autark mit Daten versorgen, mit deren Hilfe sie uns bessere Dienste leisten können. Besonders in den Bereich Gesundheit, Energie & Stadtentwicklung schlummern in diesem Internet of Things große, sogar disruptive Potentiale, die uns helfen können, mehr Nachhaltigkeit in unser Leben & Handeln zu bringen.
3 Dinge können wir laut Sascha Eschmann tun: 1. Das Potential des Internets für die globale und nachhaltige Gesellschaft erkennen. 2. Das Internet als Emmergenz betrachten und nicht als farbiges Front-End am Browser. Und 3. Kreativität ist nicht nur, in Marken und Kommunikation zu denken, sondern in Produkten, Services und Prozessen.
Persuasive Design
Dann war Peter Post an der Reihe – sein Thema: Persuasive Design – „Miese Tricks und Hinterlist“. In einem unterhaltsamen Vortrag wurden Tools & Tipps vorgestellt, mit denen man durch gutes Design einiges bewegen kann: Positive Verhaltensänderungen z.B. wie Energie Sparen, weniger Sprit Verbrauchen oder gesünder Leben. In den falschen Händen allerdings kann persuasive Gestaltung auch manipulativ eingesetzt werden – genau dieser Spannung stellte sich der Talk.
Von energiesparenden Lichtschaltern über spritsparenden Tacho-Anzeigen bis hin zu Streuverlust-minimierenden Fliegenaufkleber in Urinalen – der Vortrag war gespickt mit konkreten Beispielen, in denen Design gepaart mit Verhaltenspsychologie wünschenswerte Effekte erreicht.
Gutes Design berücksichtigt dabei sowohl die Motivation als auch die Möglichkeit einer Person, ein gewisses Verhalten zu wählen. Sind wir prinzipiell bereit, etwas zu tun (wie z.B. nachhaltiger zu leben) kann der Designer folgende Fragen beachten: Sind die Kosten gering? Geht es schnell? Ist es sozial akzeptiert? Und ist es Teil einer Routine? Dann stehen die Chancen sehr gut, das gewünschte Verhalten zu erreichen. Unterstützung kann durch Framing oder das Quantified Self kommen.
Am Ende des Vortrags gab es dann noch Einblicke in „die dunkle Seite der Macht“: Beispiele, in denen Persuasive Design missbraucht wird, dem Kunden mehr Geld aus der Tasche zu ziehen – oder andere eigennützige Ziele durchzusetzen. Ganze Branchen bauen auf diesem Geschäftsmodell auf – was viele Fragen für die anschließende Diskussion aufgeworfen hat: Die Frage nach der Verantwortung des Designers, nach Moral & Unmoral von Persuasive Design und nach den Sachzwängen von Agenturen, die im Spannungsfeld zwischen lukrativen Aufträgen (aka Arbeitsplatzsicherung) und erhobenem Zeigefinger (aka Moralaposteln) stehen.
Zum Abschluss gab es für erhitzte Gemüter gekühltes Bier, sprich: In angenehmer Runde haben wir Ideen ausgetauscht, neue Kontakte geknüpft und alte Freunde getroffen.
Schön war’s: Danke für’s Dabeisein! [Mehr Bilder gibt’s bei Flickr]
Der nächste Donnerstalk ist am 04. April. Die Talks:
„Cloudworker – Arbeiten im Netz?!“ über GMail, Dropbox, GitHub & Co.
„Selbst + ständig – Selbstmanagement für Selbständige“
Übrigens: Wer den Donnerstalk unterstützen will: Wir suchen Sponsoren (aka Möglichmacher). Spread the Word!